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Dankbarkeit

 

Ein Kurz-Vortrag von

Santuṭṭho Bhikkhu

Auszug vom September-Seminar 2022

Die Anwesenheit des Buddha
in anikonischer Darstellung
Victoria & Albert-Museum, London

 

Dankbarkeit

ist ein eher ungeliebtes Thema und mag hier direkt im Anschluss an das "Geben" die Dankbarkeit (kataveditā). Nicht umsonst steht einige Male im Kanon der Spruch, dass in der Welt selten Leute zu finden sind, die dankbar sind bzw. die sich erkenntlich zeigen, so z.B. in AN II,33 - AN II,120 - SN XX,12 - AN III,115 - usw.

Es gibt sehr wohl einen Unterschied zwischen "Danke" sagen und tatsächlich Danksagung geben. Danksagung und dankbare Anerkennung (anumodana) sind laut Vinaya (Cvg 362) eine Pflicht für Ordinierte. Allerdings sollen diese nicht "Danke" sagen, sondern ihre (dankbare) Würdigung für die Gaben dem Spender gegenüber ausdrücken. Das bedeutet klar zu machen, dass man nicht als Person, d.h. persönlich die Gabe angenommen hat, sondern im Namen des Ordens (saṅgha). Auch, dass man jede Identifikation mit "ich" vermeidet, seitens des Gebers "selbstlos" gehandelt wurde, dass man die Gabe "nur" im Namen von ... angenommen hat.

Es gibt auch Leute, die haben die seltsame Ansicht (diṭṭhi), dass man sich für nichts zu bedanken braucht, weil es einem ja sowieso laut Karmagesetz eben als Auswirkung von früher Gewirktem (vipāka) zustehen würde. Im Prinzip müsse man sich also nur selber dankbar sein. Ganz abwegig ist diese Sichtweise nicht, aber dennoch als unheilsam zu verwerfen, denn um Verdienst anzusammeln, hat man sicherlich auch die Hilfe bzw. Unterstützung anderer in Anspruch genommen. Auch sollte man die Wirkung des sich erkenntlich Zeigens nicht unterschätzen. Wer sich undankbar bzw. nicht erkenntlich zeigt, dem hilft man nicht gern. Und anderen helfen ist äußerst heilsam und wird sich dem entsprechend auswirken. Wer also nicht dankbar ist, der "verbraucht" gutes Karma und schafft keines. Dem zur Folge werden sich auch die entsprechenden Auswirkungen (vipāka) zeigen.

Am wichtigsten ist es, den Eltern gegenüber Dankbarkeit zu empfinden als auch zu zeigen, denn sie sind die ersten Lehrer, haben einen auf die Welt verholfen usw. Das geht so weit, dass in AN II,34 gesagt wird, dass man zwei Personen das Gute schwerlich vergelten könne, nämlich Vater und Mutter, selbst wenn man sie jahrelang auf den Schultern herumtragen, ihnen aufwarten, ihnen die Oberherrschaft über die weite Erde übertragen würde.

Und in AN II,33 steht zuvor: "Der gute Mensch aber, ihr Mönche, ist dankbar und erkenntlich. Denn Dankbarkeit und Erkenntlichkeit sind bezeichnend für gute Charaktere. Dankbarkeit und Erkenntlichkeit bilden den Grundzug eines guten Menschen."

Über das Thema Verdienst-Übertragung, ob und wie das funktioniert, können wir vielleicht bei einer späteren Gelegenheit sprechen.

 


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