Dass die Tugendregeln
Übungsempfehlungen sind, geht ja deutlich genug aus dem Wortlaut
veramanī sikkhāpadaṃ samadiyāmi hervor.
(Davon mich enthalten, darin will ich mich üben.) Sikkhati
heißt eben "üben" und nicht "das will ich
mir auferlegen" oder "darin will ich perfekt sein".
Dass der Edle Achtfache Pfad ebenfalls ein Übungsweg ist, dürfte
mittlerweile allen bekannt sein. In AN VII,67 heißt es dazu:
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So sehr auch einer, der keine
Geistesschulung pflegt, den Wunsch hegen mag: "Ach, dass
doch mein Herz von den Trieben haftlos befreit werde!", so
wird es eben dennoch nicht befreit. Und warum nicht? "Weil
er seinen Geist nicht entfaltet hat", wäre zu erwidern.
Und worin?
In den vier Vergegenwärtigungen der Achtsamkeit, den vier
Rechten Anstrengungen, den vier Machtfährten, den fünf
geistigen Fähigkeiten, den fünf geistigen Kräften,
den sieben Gliedern der Erleuchtung und dem Edlen Achtfachen Pfad.
[Diese
sieben Gruppen von Lehrbegriffen bilden die 37 zur Erleuchtung
führenden Dinge.]
Gesetzt den Fall, eine Henne habe da acht oder zehn oder zwölf
Eier gelegt, habe sie aber nicht genügend bebrütet,
nicht genügend erwärmt, nicht genügend zur Entwicklung
gebracht. Wie sehr nun auch jene Henne wünschen mag: "Ach,
dass doch meine Küken mit den Krallenspitzen oder dem Schnabel
die Eierschale durchbrechen und heil ausschlüpfen möchten!",
so werden sie eben doch noch nicht dazu imstande sein. Und warum
nicht? Weil eben die Henne ihre Eier nicht genügend bebrütet,
nicht genügend erwärmt, nicht genügend zur Entwicklung
gebracht hat. So ist es auch mit einem, der keine Geistes-schulung
pflegt.
Doch selbst wenn einer, der Geistesschulung pflegt, nicht den
Wunsch hegen sollte, dass sein Herz haftlos von den Trieben befreit
werden möchte, so wird er eben dennoch von den Trieben befreit.
Und warum? "Weil er eben seinen Geist entfaltet hat",
wäre zu erwidern. Und worin? In den vier Vergegenwärtigungen
der Achtsamkeit, den vier Rechten Anstrengungen, den vier Machtfährten,
den fünf geistigen Fähigkeiten, den fünf geistigen
Kräften, den sieben Gliedern der Erleuchtung und dem Edlen
Achtfachen Pfad.
Gesetzt den Fall, eine Henne habe da acht oder zehn oder zwölf
Eier gelegt, und sie hätte sie genügend bebrütet,
genügend durchhitzt, genügend zur Entwicklung gebracht.
Selbst wenn diese Henne nicht den Wunsch hegen sollte, dass ihre
Küken mit den Krallenspitzen oder dem Schnabel die Eierschale
durchbrechen und heil ausschlüpfen möchten, so werden
sie eben dennoch schlüpfen. Und warum? Weil eben die Henne
ihre Eier genügend bebrütet, genügend erhitzt,
genügend zur Entwicklung gebracht hat. So ist es auch mit
einem, der Geistesschulung pflegt.
Ganz ähnlich ist es, wenn bei einem Zimmermann oder Gesellen
der Griff seines Beiles abgenutzt ist, sich daran Fingerabdrücke
zeigen, wobei er dennoch nicht weiß, dass heute soviel,
gestern soviel und zu anderer Zeit soviel vom Beilgriff abgenutzt
wurde, sondern er eben das, was abgenutzt ist, als abgenutzt erkennt.
Ebenso steht es auch mit einem, der Geistesschulung pflegt: wenn
er auch nicht weiß, dass ihm heute soviel, gestern soviel
und zu anderer Zeit soviel von den Trieben geschwunden ist, so
erkennt er doch das Geschwundene als geschwunden.
Oder es ist wie bei einem an einen Pfosten angebundenen Boot,
nachdem es sechs Monate lang im Wasser umhergefahren und dann
im Winter ans Land gezogen wurde, wobei die durch Wind und Sonne
geschwächten, dem Wetter ausgesetzten Taue leicht mürbe
werden und reißen. Ebenso auch lösen sich bei einem,
der Geistesschulung pflegt, ganz ohne Mühe die Fesseln und
reißen ab. |
Am letzten Gleichnis
kann man auch allerlei weitere anfügen, dass nämlich bei
einem, der das Boot nicht ständig beobachtet, nicht mit dessen
Eigenarten vertraut ist, es nicht pflegt, sich nicht darum kümmert
usw. dass der damit das Risiko eingeht, damit eher unterzugehen, statt
am gewünschten Ort anzukommen. Außerdem, wenn er zu sehr
an seinem Boot anhaftet, dass er dann möglicherweise das Ziel
aus den Augen verliert. Man könnte noch einige weitere Gleichnisse
erwähnen, aber was damit ausgedrückt werden sollte, dürfte
einigermaßen klar sein.
Wann soll man
üben? Eigentlich ist "immer" die rechte Gelegenheit.
Es gibt immer etwas zu beobachten, Achtsamkeit zu entfalten, ein Objekt
der Meditation aufzufassen und da dran zu bleiben. Dabei spielt es
keine Rolle, ob das jeweilige Objekt intern/persönlich/bei sich
selber oder extern/bei oder an anderen zu beobachten ist. Man sollte
sich aber bewusst sein, dass es das richtige Objekt ist, also keines,
wo sich bei einem Gier, Hass und Verblendung bzw. die sogenannten
Fesseln verstärken. Außerdem sollte man die richtige Technik,
also Heran- und Vorgehensweise kennen und üben. Im Prinzip gilt:
ein grober Klotz braucht einen groben Keil. Wenn man total aufgewühlt
ist, kann man schlecht das vielgepriesene Mettā üben,
sich zum Sitzen zu zwingen, wird sicherlich auch keinen Fortschritt
bringen, außer wenn man den Misserfolg als Erkenntnis wertet,
dass es so nicht geht. Wenn man total müde ist, kann man schlecht
Geistesruhemeditation üben. Man wird einfach einschlafen. Nicht
dass das unheilsam wäre, aber es ist eben nur Schlafen, und nicht
Meditieren. Flexibilität als auch Kenntnis verschiedener Meditations-Arten,
aber auch was hinderlich und was förderlich ist, sind sehr wichtig.
Doch dazu später mehr. Ein guter Lehrer bzw. "edler Freund"
ist jedoch extrem hilfreich.
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