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Allerlei Lehrreden IV

Vier Segnungen

 

Ein Kurz-Vortrag von

Santuṭṭho Bhikkhu

Auszug vom September-Seminar 2022

Verehrung des Buddha
British-Museum, London

 

Vier Segnungen

sind es laut AN IV,31: In günstigem Land leben, mit guten Menschen verkehren, eigene rechte Gesinnung und einst gewirktes Verdienst. D.h. es gibt vier günstige bzw. begünstigende Umstände, um Fortschritt zu haben. Hier spielen deutlich die karmischen Faktoren eine beachtliche Rolle. Da gibt es die äußeren Umstände, also man lebt politisch als auch geografisch betrachtet in einem Land bzw. Umgebung, die für die Entwicklung spirituellen Wachstums förderlich ist, und eben nicht in den 18 "unglückseligen Gefilde", also unter Barbaren ("Wilden"), in der Tierwelt, in der Gespensterwelt (peta-loka) oder gar in den Höllen, sondern in "glücklicheren Gefilden". Aber dort ist möglicherweise kein Dhamma verfügbar. Da gäbe es die Welten, wo es keine Wahrnehmung gibt, die sog. "reinhausigen Gefilde" (suddhāvāsa), unkörperliche Welten (arūpa), den Tusita- und andere Himmelswelten. Die glücklichen Sphären sind demnach jene, wo es keinen oder nur sehr wenig "Leidensdruck" gibt. Wahrscheinlich ist die einzige Erfahrung von "Leid" (dukkha), wenn jene Wesen spüren, dass sich deren Existenz dem Ende zuneigt. Und wo es keinen Leidensdruck gibt, da gibt es auch (kaum) den Wunsch, da herauskommen zu wollen. In der Menschenwelt hingegen gibt es nicht zu viel Leid und nicht nur Glück. Na klar kann man jetzt vom "ird'schen Jammertal" anfangen, aber das ersparen wir uns hier. Auch auf Erden ist nicht jedes Land "günstig". Als am besten gilt natürlich Jambudīpa, der "Rosenapfel-Kontinent", also Indien, und da im Majjhimadesa, dem "Mittleren Land", also jenem Gebiet, in dem der historische Buddha unterwegs war, und nicht außerhalb vom Kernland, weil die Menschen dort "blöd wie Schafe" seien. Im Lalitavistara, einem Text, der in Mahāyānakreisen große Wertschätzung genießt, kann man lesen (gerafft):

"Ein Bodhisattva [der zum Buddha wird] wird nicht in fernen Weltteilen geboren, sondern sie [also auch die Buddhas der Vorzeit] erscheinen in Indien [Jambudīpa]. Sie werden nicht in Grenzprovinzen geboren, denn dort sind die Menschen blind, geistesschwach und blöd wie die Schafe. Sie vermögen nicht gute Reden von bösen zu unterscheiden. Darum werden die Bodhisattvas in den Zentralprovinzen geboren."

Aber sogar in Indien ist nicht alles so perfekt, wie man jetzt annehmen könnte. Man erinnere sich an das Gleichnis von der Indischen Erde.

Auch ist es günstiger, wenn man unter dem Kriegeradel (khattiya) oder den Brahmanen ins Dasein tritt, statt als Kaufmann, Handwerker, Bauer, Arbeiter oder gar Diener bzw. Sklave. Selbstverständlich ist es äußerst günstig, zu einer Zeit auf die Welt zu kommen, wenn ein Buddha erschienen ist. Noch günstiger, wenn man diesen hören/sehen kann, oder ob die Lehre des Buddha bekannt ist oder nicht.

Zu den "inneren" Umständen zählt die Lebensspanne. Ungünstig ist, wenn die Menschen mehr als hunderttausend oder weniger als einhundert Jahre alt werden. Und warum? Weil im ersten Fall die Einsicht "kurz ist das Dasein" nicht richtig entstehen kann. Und im zweiten Fall, den Menschen nicht genug Zeit bleibt, um Erkenntnis zu erlangen. Körperliche Gesundheit ist günstig, geistige noch viel wichtiger, also wenn man die zum Erwachen erforderlichen geistigen Fähigkeiten und Fertigkeiten hat, bzw. erlangen kann. Daher ist der Verweis auf karmisches Verdienst so deutlich. Hier kommen dann insbesondere die sogenannten Pāramī (Vollkommenheiten) ins Spiel. Dazu später mehr.

Es wird empfohlen, über die immernoch einigermaßen günstigen Umstände zu kontemplieren, hier im Komfort leben zu können, einigermaßen gesund zu sein, zur Buddhalehre Zugang zu haben, Meditation üben zu können, nicht allein herum wurschteln zu müssen. Anleitung bzw. Mitübende zu haben usw.

 


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