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Dhammasaṅgaṇī
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Das Buch der Peinlichkeiten? |
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Kritische Betrachtung einer angeblichen Neu-Herausgabe
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Die Verfasserin eines per Email verbreiteten Rundschreibens gibt zumindest zu, dass es (Zitat:) Nochmal etwas "Altes" sei, nämlich Die bereits 1950 vom Ehrw. Nyanaponika fertig gestellte deutsche Übersetzung des "Dhammasangani - das Kompendium der Dingwelt". Der Zusatz am Ende das Satzes (Zitat:) "konnte endlich herausgegeben werden", lässt die Ansicht bzw. Vermutung aufkommen, es sei nun endlich, nach so vielen Jahren (nämlich seit 1950) gelungen, diese Übersetzung herauszugeben. Dem ist allerdings
ganz und gar nicht so. Es kann ein Brief
vorgelegt werden, in dem ein Verlag sich für die Erstveröffentlichung,
d.h. der tatsächlichen Erst-Herausgabe als gedrucktes
Buch der Übersetzung des Dhs von Ñāṇapoṇika
bewirbt. Das Schreiben stammt aus dem Jahr 2004 (!). Ein Zitat
daraus: Tatsächlich kam es zu allerlei Ärgernis. Denn auf einmal meldete sich aus dem Buddha-Haus ein Ehrwürdiger und erhob Anspruch auf dieses Werk mit der dann doch recht fadenscheinigen Begründung, dass Ayya Khema (an dieser Stelle wird ganz dezent darauf hingewiesen, dass sie es wohl gewesen sein kann, die "Ayya" [männl.] statt "Ayye" [weibl.] als eine Art Titel einführte) als Schülerin in der Tradition Ñāṇapoṇikas gestanden habe und daher das Buddha-Haus bzw. der Jhana-Verlag am ehesten das Recht habe, dieses Buch zu veröffentlichen. Das war offensichtlich ziemlich weit hergeholt, denn die Buddhist Publication Society in Kandy (Sri Lanka) fungiert am ehesten als "Erbe" der Werke des ehrw. Ñāṇapoṇika Mahāthera. Es kann ein weiterer
Brief vorgelegt werden, dass bereits 2005 Kontakt mit der Pali
Text Society (PTS) bezüglich der Veröffentlichung des Dhs
aufgenommen wurde. Der bisherige "Herausgeber" der abgetippten
und dabei schon stark bearbeiteten Arbeit (allerdings nicht bezüglich
der Übersetzung) hatte eine jener "Kopien" an Dr. phil.
Oskar von Hinüber, einer der Koryphäen der weltweiten Pāli-Forschung,
gesandt und angefragt, wann die PTS gedenkt, das Buch zu publizieren.
Im Antwortschreiben, datiert vom 24.10.2005, steht (Zitat): Das ist insofern höchst beachtlich, da man sich 2017 in Bruckmühl damit brüstet, sie "endlich herausgeben zu können". Also muss irgendein Wunder geschehen sein, bei dem sich der Inhalt der Einleitung verjüngt hat. Wer nun die Gelegenheit hat, beide Versionen zu vergleichen, der wird feststellen, dass es mit der Verjüngung wohl doch nicht so weit her war. Andererseits würde eine solche "Verjüngung" auch dem Begriff der "Neu-Herausgabe" eines Originales widersprechen. Ein Dilemma? Folgender Satz aus einer Anfrage bei der PTS (datiert vom 23.10.2017) mag hierzu aufschlussreich sein: "So in 2015 the PTS gave permission to Ayya Agganyani to print Nyanaponika's translation of the Dhammasangani and make it available on websites." Das entspricht genau dem, was hier versucht wird, zu erklären: Der Text des Ehrw. Nyanaponika mag Verwendung finden - nicht aber "Überarbeitungen" aller Art. Auch wenn man sie nur als "sweat of the eyebrowes" herabspielt. Aber noch bedeutend
befremdlicher wirkt es, wenn man erfahren muss, dass bereits 2007,
also vor zehn Jahren, eben jenes Werk unter dem Titel "DHAMMASAṄGAṄĪ
- Auflistung der Phänomene" (nach einer Übersetzung
aus dem Pāli von Ñāṇapoṇika) in einer
kleinen Auflage als Privatausgabe - nur für Studienzwecke, als
ordentlich im Festeinband gebundenes Buch erschienen ist. Das wurde
sogar in einem Newsletter der Theravāda-AG, wenn auch etwas verspätet,
verkündet (Nr. 69 vom 24. 02.2009). Hier ist die Vorderseite eines Belegexemplares zu sehen. Im darin enthaltenen
Vorwort kann man folgendes lesen (Zitat): Jetzt könnte
man fragen, wie es sein kann, dass zehn Jahre später ("endlich"!)
eben jene Arbeit herausgegeben wird, ohne darauf Bezug zu nehmen,
dass das ursprüngliche Werk, sofern man sich nur die Mühe
machen wollte und es selber durchzuarbeiten, mit größter
Wahrscheinlichkeit so niemals zur Veröffentlichung vorgesehen
war. Warum? Ganz einfach: es finden sich viel zu viele Anmerkungen,
Anstreichungen, Änderungen und Korrekturen bzw. Korrekturvorschläge,
Unstimmigkeiten, fehlerhafte Versverweise, Rechtschreibfehler, ja
sogar massive inhaltliche Fehler darin. Denn wenn der Ehrw. Ñāṇapoṇika
tatsächlich jemals vorgehabt hätte, diese Übersetzung
zu veröffentlichen, hätte er das sicherlich in den 44 Jahren,
die er nach Fertigstellung noch lebte, und in denen er auch als Chief
Editor bei der Buddhist Publication Society tätig war, auch getan.
Aber er tat es eben nicht! Es ist eben doch "bloß"
ein Manuskript, eine Rohfassung, ein Text, den er vermutlich als Studienarbeit
privat benutzte und eben in dieser Form keinesfalls zur Veröffentlichung
vorgesehen hatte. Im Prinzip ist es eine Gemeinheit, sein Manuskript
mit all den Fehlern, die er sicherlich noch behoben hätte, zu
publizieren. Und wenn diese angebliche "Neu-Ausgabe" nicht
mit dem Text des Manuskripts übereinstimmt, dann ist diese Neu-Ausgabe
eine Fälschung - zumal recht großspurig von den Neu-Herausgebern
behauptet wird, dass Gliederung, Zählweise und Begriffe auf Ñāṇapoṇikas
Original zurückgeändert, einige fehlende Passagen ergänzt
und Abschreibfehler korrigiert werden mussten.
Es ist momentan nicht möglich herauszufinden, wer die handschriftlichen Ergänzungen vornahm. Dass sich die Neu-Herausgeber
dieser Arbeit wenig Mühe machten, ist leicht erkennbar, denn
sie verweisen (dankenswerterweise?) auf die digitalisierte Ausgabe
des damaligen Sāmaṇera Santuṭṭho, der sich
die Arbeit gemacht hat und die 145 Seiten eines ihm zugänglichen
Exemplares eben jener maschinengeschriebenen und hektografierten Ausgabe
(das mag ein Hinweis darauf sein, dass sich nicht nur in Hamburg eine
Kopie befand) abgetippt hatte, denn ein Einscannen war aufgrund der
schlechten Papier-Qualität nicht möglich. Als Beleg für
die Unprofessionalität bzw. Oberflächlichkeit der Neu-Herausgeber
mag folgende Passage dienen:
Vergleicht man mit der "Neu-Fassung" muss man zweifellos feststellen, dass die Herausgeber sich die Freiheit nahmen und diverse Änderungen vornahmen, die sich in dem Text, den als "endlich herauszugeben" sie sich brüsten, so nicht finden lassen. Deutlicher: Das Wort "Sinnen-Eindruck" bei Ñāṇapoṇika wurde geändert in "Sinneseindruck", wie es in der 2011 mit einem Copyright im Michael Zeh Verlag Berlin erschienenen ersten vollständigen deutschen Übersetzung auf Seite 28 zu sehen ist. Im Vorwort der PDF-Ausgabe steht (Zitat): "Der ganze Buchinhalt musste jedoch nochmals neu gesetzt werden, was von SuttaCentral zuerst mit einem Profi-Tool übernommen wurde. Die Gliederung, Zählweise und Begriffe mussten allerdings auf Ñāṇapoṇikas Original zurückgeändert, einige fehlende Passagen ergänzt und Abschreibfehler korrigiert werden, verbunden mit vielen Korrekturlesungen." Dem zur Folge ist die Angabe im Titel logischerweise falsch, denn da steht, dass es sich hier, im angeblich neu herausgegebenen Text, um das Werk des ehrw. Ñāṇapoṇika handelt. Die Formulierung: "Die Gliederung, Zählweise und Begriffe mussten allerdings auf Ñāṇapoṇikas Original zurückgeändert, einige fehlende Passagen ergänzt und Abschreibfehler korrigiert werden, verbunden mit vielen Korrekturlesungen." lässt die Schlussfolgerung zu, dass beim Abtippen der 1950er Ausgabe allerlei massive Fehler getätigt wurden. Wer aber die Möglichkeit hat, Einblick in eben jene 1950er Ausgabe zu nehmen, der wird feststellen, dass beim Abtippen etliche Fehler (allerdings kaum solche, die sich aus der Übersetzung aus dem Pāli ergaben) des ursprünglichen Verfassers "bereinigt" wurden. Dass sich beim Abtippen ab und an der Fehlerteufel betätigt hat, ist nur allzu menschlich. Aber die Sache so darzustellen, als sei die "neue Ausgabe" wieder so fehlerfrei und genau wie das Ursprungswerk, das ist arg daneben, irreführend und schlichtweg falsch. Gerne lassen sich allerlei bildhafte Beweismittel dazu erbringen (s.u.). Sicherlich könnte jetzt die Frage aufkommen, was die "Neu"-Herausgeber sich dabei dachten, einen 67 Jahre alten Text zu veröffentlichen, der erstens unvollständig ist, zweitens Ungenauigkeiten und sogar gravierende Fehler enthält und drittens bereits seit 6 Jahren in einer neuen und vollständigen Übersetzung aus dem Pāli in deutscher Sprache verfügbar war (ISBN 978-3-937972-19-0) und 2017 in der zweiten Auflage erschien. Als ein weiterer Hinweis
auf Oberflächlichkeit, wenn nicht sogar Unkenntnis der Materie,
mag die Äußerung im Vorwort der PDF-Ausgabe dienen (Zitat):
"Die Dhammasangani ...
zählt die geistigen "Dinge" (Phänomene oder Wirklichkeiten)
auf, die mit den verschiedenen Bewusstseinsvorgängen verbunden
sind, dann die körperlichen, materiellen "Dinge" und
listet schließlich die Dreier-und Zweiergruppen (tikas und dukas)
auf, die für große Teile des Abhidhamma charakteristisch
sind und gibt Erklärungen." Wer sich die Mühe
macht und den vollständigen Text der Pāli-Text-Edition des
Sechsten Konziles (CSTP) nachschlägt, der wird unzweifelhaft
feststellen müssen, dass auch das Phänomen "Nibbāna"
gelistet wird, was für jemanden, der sich mit den Grundbegriffen
des Buddhismus ernsthaft beschäftigt hat, keinesfalls zu Bewusstseinsvorgängen
oder gar körperlichen/materiellen Dingen zu rechnen ist. Und
aus eben jenem Grund wurde bei der Neu-Übersetzung auch der Titel
treffender übersetzt mit "Auflistung der Phänomene",
eben weil es (also Nibbāna) kein Bestandteil der Dingwelt
ist. Außerdem werden im 2. Buch ("Körperlichkeit")
der Ausgabe des CSTP nicht nur Zweier- und Dreier-Beschreibungen angeführt,
sondern die Auflistung geht bis hin "Zu Elft" (S. 182).
Was verstehen die
"Neu-Herausgeber" unter (Zitat): "für große
Teile des Abhidhamma charakteristisch"? Als ein Beispiel für
einen groben Fehler im Original, der beim Abtippen bereits korrigiert
wurde, mag folgende Stelle dienen: In Punkt 422 des Originales von
Ñāṇapoṇika steht: "Welche Dinge sind
heilsam?" Im Pāli steht: "Katame
dhammā akusalā?",
also un-heilsam. Wäre es
also tatsächlich eine "Neu"-Herausgabe des Originales,
hätte dieser Fehler übernommen werden müssen.
Gleich im nächsten Punkt ein weiterer gravierender Fehler: Bei Ñāṇapoṇika fehlt der komplette 7. unheilsame Bewusstseinsvorgang (auf S. 51/52 der Hamburger Ausgabe). Dieser wurde vermutlich beim ersten Abtippen eingefügt. Die "Neu-Herausgeber" hatten wahrscheinlich nicht den Mut, das Original unverändert zu übernehmen, obwohl sie damit prahlen, sondern verließen sich auf die digitalisierte Ausgabe, die doch laut ihrer eigenen Einschätzung (s.o.) so überaus unkorrekt sei, sodass sie sogar mit einem Profi-Tool wieder in die ursprüngliche Fassung zurückgesetzt werden musste. Um was für eine Art "Werkzeug" (engl.: tool) es sich da wohl handeln könnte, das einen digitalisierten Text auf die Formatierung eines maschinengeschriebenen Manuskriptes zurückformatiert, wird leider verschwiegen. Im Übrigen fehlt
der gesamte § 423 mitsamt der Tabelle 28 bei Ñāṇapoṇika,
auf den er aber auf S. 53 als Erstübersetzer in § 436 selber
hinweist. Einen Hinweis auf eine "Tabelle 28" gibt es seltsamerweise
in der "Neu-Ausgabe" ebenso, wie einen siebenten unheilsamen
Bewusstseinszustand mit der Paragrafierung 423. Das ist originell
- aber nicht original. Die "Neu-Herausgeber"
hatten aber den Schneid (oder den Unverstand?) andere offenkundige
Fehler des Erstübersetzers (und somit auch in gewisser Weise
des Abschreibers) zu übernehmen. Als Beleg dafür mag hier
der Hinweis auf Seite 64 der Hamburger Ausgabe (s.u.) sein. Dort findet
der an Korrektheit Interessierte gleich zwei massive Fehler:
Ñāṇapoṇika
schreibt in § 588 [556] (auf Seite 111 der neuen Ausgabe.) "zu
dieser Zeit bestehen ... wie in 448" [431]. Ñāṇapoṇika
schreibt weiterhin in § 590-592 [558-560] (ebenfalls S. 111 der
neuen Ausgabe), dass der Text (Zitat): "wie in 429-431"
[d.h. wie 415-417] wäre. Des weiteren sind die "Neu-Herausgeber" ebenfalls (selber) dem Fehlerteufel zum Opfer gefallen, wie z.B. die Fußnote 32 zeigt. Da wird "ādatāti" geschrieben, statt wie es im Original (Nr. 10 bei Ñāṇapoṇika und in der 2007er Ausgabe) richtig heißt "ādadāti". Bislang ungeklärt ist auch, wie trotz Verwendung eines Profi-Tools Differenzen zwischen den Endnoten des Originales und den Fußnoten bei der Neu-Ausgabe eines Original-Werkes zustandekommen konnten. Man könnte hier noch viele weitere Ungereimtheiten anführen, die sehr deutlich belegen, dass diese "Neu-Herausgabe eines Originales von Ñāṇapoṇika" mit dem tatsächlichen Original wenig gemein hat - denn im Übrigen ist das wirkliche Original wahrscheinlich gar nicht verfügbar, sondern es stand eben bloß die bereits genannte Ausgabe von 1950 zur Verfügung. Selbstverständlich ist es ein gutes Werk, und sicherlich karmisch äußerst heilsam, wenn man Texte aus dem Pāli-Kanon der Allgemeinheit zugänglich macht. Aber tut man dies ohne zu prüfen, macht man sich - zumindest anteilig - der Verfälschung der (ursprünglichen) Lehre, des Dhamma, schuldig. Außerdem besteht das Risiko, dass die "Neu-Herausgeber" von irgendeinem Winkeladvokaten der (Ver-)Fälschung bezichtigt werden könnten. Der deutsche Indologe Dr. H.W. Schumann schreibt zum Thema "Neu-Herausgabe alter Texte" (Zitat aus einem Brief): ... wir sprachen darüber, dass vor langer Zeit erschienene Übersetzungen von buddhistischen Texten oft wörtlich nachgedruckt werden, obwohl es modernere bessere Übersetzungen gibt. Ein Beispiel dafür ist mein Aufsatz von vor 10 Jahren in der Zeitschrift "Buddhismus aktuell". Der darin erwähnte Ñānatiloka hat seine Übertragung des Dhammapada 1943 angefertigt - kürzlich hat sie jemand nachgedruckt, natürlich in dem Glauben, er tue damit ein ihm karmisch anzurechnendes gutes Werk. (Zitat Ende) Und aus eben jenem Grund wurde im Jahr 2011 eine vollständige Neu-Übersetzung im Michael Zeh Verlag Berlin (ISBN 978-3-937972-19-0) publiziert. Zugleich wurden dadurch auch alle eventuellen Streitfragen hinsichtlich irgendwelcher Rechte hinfällig. Selbstverständlich erhebt der Autor dieser neuen und vollständigen Ausgabe keinesfalls den Anspruch, perfekt zu sein. Im Übrigen hat der Autor der Neu-Übersetzung seine Arbeit zur Online-Veröffentlichung kostenlos (!) an SuttaCentral angeboten. Dieses Angebot wurde seltsamerweise unter dem Vorwand abgelehnt, "it should be the version from Ven. Nyanaponika". Dabei verwies der Autor der abgetippten Ausgabe mehrmals nachdrücklich darauf, dass er einer online-Veröffentlichung seines abgetippten und neu formatierten/überarbeiteten Textes nicht zustimmt (eben weil der Text so fehlerhaft ist) und bot unentgeltlich die neue und vollständige Übersetzung an. SuttaCentral hingegen ließ sich nicht dazu bewegen, die Datei aus dem Netz zu nehmen und verwies darauf, dass die beim Abtippen gemachten Änderungen lediglich "sweat of the eyebrowes" sei und demnach keine Verletzung irgendwelcher Copyrights darstelle. Die diesbezügliche Konversation per Email ist als Beweismittel verfügbar. Nur wer Übles vermutet, wird hier auf die Idee kommen, dass es da möglicherweise die eine und/oder andere "Absprache" zwischen den eifrigen "Neu-Herausgebern" und Mitarbeitern von SuttaCentral gegeben haben könnte. Was also mag der Beweggrund dieses "Abhidhamma-Fördervereins" gewesen sein? Da steht im Internet: "Der Satzungszweck des Vereins ist es speziell, die Philosophie und Psychologie des Buddhismus (Theravada-Abhidhamma) in Theorie und Praxis im deutschsprachigen Raum bekannt zu machen, zu fördern und zu vertiefen". An anderer Stelle erfährt man auch, was die Verfasserin des Vorwortes in der "Neu-Ausgabe" bezweckt (Zitat): Ich möchte dieses Wissen und die praktischen Hinweise zur Anwendung allen anbieten, die nach der Wahrheit suchen, den Gesetzen von Geist und Materie, den Bedingungen für Dukkha, Saṃsara und den Ausstieg - hin zu restloser Befreiung, Stillung und Frieden. Ciraṃ tiṭṭhatu Abhidhammo - Möge der Abhidhamma lange zur Verfügung stehen! Aber wie soll denn das (bitte schön) mit veralteten Texten funktionieren, die auch noch massive Fehler enthalten? Wie kann ein fehlerbehafteter Text, in dem nachweislich Unstimmigkeiten stehen, für jemandem nützlich sein, der nach Wahrheit sucht? Wo bleibt dann jene Mettā, mit welcher der obige Spruch im Internet schließt? Dass der Pāli-Spruch literarisch ziemlich frei übertragen ist, mag hier nicht Gegenstand sein. Ist es möglich, dass sich hiermit jemand hervortun möchte, der sich aber mit dieser "Neu-Herausgabe" nicht nur selber schadet, ganz genau so, wie es bereits der Erhabene in einem Gleichnis mit der Schlange beschrieben hat, die man besser nicht am falschen Ende anfassen sollte? Und dabei steht auf der eigenen Website: "Der Abhidhamma behandelt die Wirklichkeit und erklärt die 'Dinge' so wie sie wirklich sind." Aber in Bezug auf diese "Neu-Herausgabe" kann man das nicht nachvollziehen. Schön wäre es, würde sich in Sachen Theravāda in Deutschland endlich wieder etwas zu Guten richten. Dass es mit der ursprünglichen Lehre des (historischen) Buddha nicht gerade gut bestellt ist in Deutschland, das "pfeifen die Spatzen vom Dach". Dabei gibt es sie noch immer, die Unentwegten, die da nicht locker lassen, wenn es um den so genannten "wahren Dhamma" geht. Wieso können sich solch tatkräftige Menschen wie Kritiker und Kritisierte nicht zusammenraufen, sondern raufen zusammen? Wäre es nicht gut, wenn nicht sogar besser, die zweite (und nochmals verbesserte) Auflage der Neu-Übersetzung des Dhs herauszugeben, statt einen veralteten Text, der voller Fehler steckt? Selbstverständlich ist man sich des alten Spruches bewusst, dass das Bessere stets der Feind des Guten sei, aber wann bietet sich wieder eine solche Gelegenheit, dass man gemeinsam etwas in Sachen Theravāda-Dhamma voranbringt? Gibt es nicht noch mehr zu tun, als "alten Kaffee aufzuwärmen"? Da sind noch so manche Texte des Kanons nicht übersetzt. Viel Arbeit ist da noch zu tun. Konstruktive Arbeit. Hierzulande. Nicht als Projekt im Ausland. HIER ist der Theravāda-Buddhismus zu festigen, nicht in den Ursprungsländern, wo er seit Jahrhunderten zum Alltag, zur Kultur gehört. Gut möglich,
dass der Autor der neuen Übersetzung als Zeichen des guten Willens
und der Friedfertigkeit sich bereit erklärt, seine Arbeit unentgeltlich
zur Verfügung zu stellen.
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