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Das weise Erwägen der vier Dinge des Bedarfes

(Die Achtsamkeit auf die vier Bedarfsgegenstände)1

 

 

Vor dem Benutzen der vier Bedarfsgegenstände des Lebens2 (d.i. Roben, Nahrung, Unterkunft, Medizin), soll der Novize3 innehalten und über deren reale Funktion, eben nur zum Zweck der Ermöglichung des so genannten Heiligkeitswandels weise nachdenken (paccaya-sannissita-sīla Reinheit der Sittlichkeit hinsichtlich der Bedarfsartikel). Auch sollte er im aktuellen Moment der Benutzung diese Erwägungen nicht versäumen. Dies dient zur Vorbeugung gegen das Aufsteigen von Begehren oder zur Überwindung von bereits aufgekommener Gier in seinem Geist

Wenn er jedoch zu beiden Zeiten, vor und während des Gebrauchens dies versäumt hat, so mag er nach dem Benutzen der Bedarfsgegenstände die weise Erwägung über deren bloße Nutzung, nur für die Fristung seines Lebens, eben über deren realen Zweck anstellen.

Meist werden am Abend, als Bestandteil des allgemeinen Tagesablaufes, diese Betrachtungen gemeinsam rezitiert

Die Erwägungen sind dreifacher Art, jeweils für die Roben, die (Almosen-)Speise, die Unterkunft und die Medizin. Die Reihenfolge kann von Kloster zu Kloster unterschiedlich sein: 1.) alle Bedarfsgegenstände hinsichtlich a) der Elemente, b) der Widerwärtigkeit, c) aktuell und d) danach oder 2.) alle Betrachtungen aktuell und danach jeweils für a) die Roben, b) die Almosenspeise, c) die Unterkunft und d) die Medizin.


Die Roben

Taṅkhaṇikapaccavekkhana
(Erwägung im Moment des Gebrauches)

Paṭisaṅkhā yoniso cīvaraṃ paṭisevāmi, yāvad-eva sītassa paṭighātāya, uṇhassa paṭighātāya, daṃsa-makasa-vātā-tapa-siriṃsapa-samphassānaṃ paṭighātāya, yāvad-eva hiri-kopīna-paticchādan'atthaṃ.

Sorgfältig, gründlich überlegt werde ich die Roben benutzen. Nur um mich vor Kälte zu schützen, um vor Hitze und [der Berührung von] Bremsen, Moskitos, heißem Wind und Reptilien zu schützen und auch nur um die Schamteile zu verhüllen.

 

Dhātupaccavekkhana
(Erwägung hinsichtlich der Elemente)

Yathā paccayaṃ pavattamānaṃ dhātu-mattam-ev'etaṃ, yadidaṃ: cāvaraṃ tad-upābhuñcako ca puggalo, dhātu-mattako, nissatto, nijjīvo, suñño.

Nur in Abhängigkeit und nur existierend aus dem Grund [des Zusammenkommens] von verschiedenen Elementen, sind eben diese Roben und die sie benutzende Person, lediglich [nur] Elemente, keine Wesenheiten, nur Lebloses, leer [von einem Ich oder Selbst].

 

Paṭikūlapaccavekkhana
(Erwägung der Widerwärtigkeit)

Sabbāni pana imāni cīvarāni ajigucchaṇāyāni imaṞ pūti-kāyaṃ patvā ativiya jigucchaṇīyāni jāyanti.

All diese [gelben] Roben sind nicht [jetzt] widerlich, erst nachdem sie an diesen fauligen Körper gekommen sind, werden sie außerordentlich ekelhaft.

 

Atītapaccavekkhana
(Erwägung nach dem Gebrauch)

Mayā paccavekkhitvā ajja yaṃ cīvaraṃ paribhuttaṃ taṃ, yāvad-eva sītassa paṭighātāya, uṇhassa paṭighātāya, ḍaṃsa-makasa-vātātapa-siriṃsapa-samphassānaṃ paṭighātāya, yavad-eva hiri-kopina-paṭiccādan'atthaṃ.

Heute habe ich ohne Achtsamkeit diese Roben gebraucht. Diese Roben sind nur zum Zwecke des Schutzes vor Kälte, um vor Hitze und [der Berührung von] Bremsen, Moskitos, heißem Wind und Reptilien zu schützen und auch nur um die Schamteile zu verhüllen.

Die Almosenspeise

Taṅkhaṇikapaccavekkhana
(Erwägung im Moment des Gebrauches)

Paṭisaṅkhā yoniso piṇḍapataṃ paṭisevāmi, n'eva davīya, na madāya, na maṇdanāya, na vibhṭsanāya, yāvad-eva imassa kāyassa ṭhitiyā yāpanāya vihiṃsūparatiyā brahmacariyānugga-hāya, iti purāṇañ-ca vedanaṃ paṭihaṅkhāmi, navañ-ca vedanaṃ na uppādessāmi, yātrā ca me bhavissati, anavajjatā ca phāsu-vihāro cā'ti.

Sorgfältig, gründlich überlegt werde ich die Almosenspeise verzehren. Nicht aus Spaß, aus Lust, um Trägheit zu fördern oder zur Verschönerung. Nur insofern es notwendig ist, den Körper stabil und am Leben zu erhalten, um ihn nicht zu schädigen, um den Heiligkeitswandel zu gewährleisten. So werden frühere Empfindungen abgewehrt und neue Empfindungen nicht erzeugt. So wird diese Existenz angenehm und der Lebensunterhalt untadelig sein.

 

Dhātupaccavekkhana
(Erwägung hinsichtlich der Elemente)

Yathā paccayaṃ pavattamānaṃ dhātu-mattam-ev'etaṃ, yadi-daṃ: piṇḍapāto tad-upābhuñjako ca puggalo dhātu-mattako nissatto nijjīvo suñño.

Nur in Abhängigkeit und nur existierend aus dem Grund [des Zusammenkommens] von verschiedenen Elementen, sind eben diese Almosenspeise und die, diese verzehrende Person, lediglich [nur] Elemente, keine Wesenheiten, nur Lebloses, leer [von einem Ich oder Selbst].

 

Paṭikūlapaccavekkhana
(Erwägung der Widerwärtigkeit)

Sabbo panāyaṃ piṇḍapāto ajigucchaṇīyo imaṃ pūti-kāyaṃ patvā ativiya jigucchaṇīo jāyati.

All diese Almosenspeise ist nicht [jetzt] widerlich, erst nachdem sie an diesen fauligen Körper kommen, werden sie außerordentlich ekelhaft.

 

Atītapaccavekkhana
(Erwägung nach dem Gebrauch)

Mayā paccavekkhitvā ajja yo piṇḍapāto paribhutto so, n'eva davāya, na madāya, na maṇḍanāya, na vibhūsanāya, yāvad-eva imassa kāyassa ṭhitiya yāpanāya, vihiṃsūparatiyā brahmacariyā-nuggahāya, iti purāṇañ-ca vedanaṃ paṭihaṅkhāmi, navañ-ca vedanaṃ na uppādessāmi, yātrā ca me bhavissati, anavajjatā ca phāsu-vihāro cā'ti.

Heute habe ich ohne Achtsamkeit die Almosenspeise gebraucht. Diese Nahrung ist nicht zum Spaß, zur Lust, um Trägheit zu fördern oder zur Verschönerung. Nur insofern es notwendig ist, den Körper stabil und am Leben zu erhalten, um ihn nicht zu schädigen, um den Heiligkeitswandel zu gewährleisten. So werden frühere Empfindungen abgewehrt und neue Empfindungen nicht erzeugt. So wird diese Existenz angenehm und der Lebensunterhalt untadelig sein.

 

Die Unterkunft

Taṅkhaṇikapaccavekkhana
(Erwägung im Moment des Gebrauches)

Paṭisaṅkhā yoniso senāsanaṃ paṭisevāmi, yāvad-eva sītassa paṭighātāya, uṇhassa paṭighātāya, ḍaṃsa-makasa vātā-tapa-siriṃsapa-samphassānaṃ paṭighātāya, yāvad-eva utu-parissaya-vinodanaṃ paṭisallān' ārām'atthaṃ.

Sorgfältig, gründlich überlegt werde ich in dieser Wohnstatt verweilen. Nur zum Schutz vor Kälte, vor Hitze und Bremsen, um mich vor Moskitos, heißem Wind, Kriechtieren und Schlangen zu schützen. Auch nur, um die durch Wetter entstehenden Gefahren zu vertreiben und aus Freude an der Abgeschiedenheit.

 

Dhātupaccavekkhana
(Erwägung hinsichtlich der Elemente)

Yathā paccayaṃ pavattamānaṃ dhātu-mattam-ev'etaṃ, yadidaṃ: senāsanaṃ tad-upābhuñjako ca puggalo, dhātu-mattako, nissato, nijjīvo, suñño.

Nur in Abhängigkeit und nur existierend aus dem Grund [des Zusammenkommens] von verschiedenen Elementen, sind eben diese Unterkunft und die diese bewohnende Person, lediglich [nur] Elemente, keine Wesenheiten, nur Lebloses, leer [von einem Ich oder Selbst].

 

Paṭikūlapaccavekkhana
(Erwägung der Widerwärtigkeit)

Sabbāni pana imāni senāsanāni ajigucchaṇīyāni imaṃ pūti-kāyaṃ patvā ativiya jiguccaṇīyāni jāyanti.

Dieser ganze Aufenthaltsort ist nicht [jetzt] widerlich, aber nachdem dieser faulige Körper hier ankam, wurde er außerordentlich ekelhaft.

 

Atītapaccavekkhana
(Erwägung nach dem Gebrauch)

Mayā paccavekkhitvā ajja yaṃ senāsanaṃ paribhuttaṃ taṃ, yāvad-eva sītassa paṭighātāya, uṇhassa paṭighātāya, ḍaṃsa-makasa-vātātapa-siriṃsapa-samphassānaṃ paṭighātāya, yāvad'eva utuparissaya-vinodanaṃ paṭisallān' ārām'-atthaṃ.

Heute habe ich ohne Achtsamkeit von dieser Unterkunft Gebrauch gemacht. Nur um mich vor Kälte zu schützen, vor Hitze und Bremsen, um mich vor Moskitos, heißem Wind, Kriechtieren und Schlangen zu schützen. Auch nur, um die durch Wetter entstehenden Gefahren zu vertreiben und aus Freude an Abgeschiedenheit.

 

Die Medizin

Taṅkhaṇikapaccavekkhana
(Erwägung im Moment des Gebrauches)

Paṭisaṅkhā yoniso gilāna-paccaya-bhesajja-parikkhāro paṭisevāmi, yāvad-eva uppannānaṃ veyyābādhikānaṃ vedanānaṃ paṭighātāya abyāpajjha-parama-tāyā'ti.

Sorgfältig, gründlich überlegt werde ich diese Hilfen bei Krankheit, diese Medizin-Grunderfordernisse gebrauchen. Nur als Schutz vor durch Krankheit aufgestiegenes Wehegefühl, um Erleichterung von diesem Leiden zu erfahren.

 

Dhātupaccavekkhana
(Erwägung hinsichtlich der Elemente)

Yathā paccayaṃ pavattamānaṃ dhātu-mattam-ev'etaṃ, yadidaṃ: gilāna-paccaya-bhesajja-parikkhāro tad-upābhuñjako ca puggalo, dhātu-mattako, nissato, nijjīvo, suñño.

Nur in Abhängigkeit und nur existierend aus dem Grund [des Zusammenkommens] von verschiedenen Elementen, sind eben diese Hilfen bei Krankheit, Medizin, Grunderfordernis und die diese erhaltende Person, nur Elemente, keine Wesenheiten, Lebloses, leer [von einem Ich oder Selbst].

 

Paṭikūlapaccavekkhana
(Erwägung der Widerwärtigkeit)

Sabbo panāyaṃ gilāna-paccaya-bhesajja-parikkhāro ajigucchaṇīyo imaṃ pūti-kāyaṃ patvā ativiya jigucchaṇīyo jāyati.

All diese Dinge für den Krankheitsfall, Medizin, Grunderfordernisse, sind nicht [jetzt] widerlich, erst nachdem sie an diesen fauligen Körper kommen, werden sie außerordentlich ekelhaft.

 

Atītapaccavekkhana
(Erwägung nach dem Gebrauch)

Mayā paccavekkhitvā ajja yo gilāna-paccaya-bhesajja-parikkhāro paribhutto so, yāvad-eva uppannānaṃ veyyābādhikānaṃ vedanānaṃ paṭighātāya abyā-pajjha-paramatāyā'ti.

Heute habe ich ohne Achtsamkeit die Hilfen bei Krankheit, die Medizin-Grunderfordernisse, gebraucht. Nur als Schutz vor durch Krankheit aufgestiegenes Wehegefühl, um Erleichterung von diesem Leiden zu erfahren.

 


 

Bei allen diesen Erwägungen ist auf die wortgemäße Rezitation des Pāli-Textes weniger Wert zu legen, als auf die sinngemäße Erfassung des Inhaltes.



 

 

Fußnoten:

1 siehe dazu auch Visuddhimagga 45a [zurück]
2 dazu zählen alle Dinge, die man als Ordinierter haben bzw. benutzen darf [zurück]
3 jeder Ordinierte [zurück]